Samstag, 3. Dezember 2011

Bangkok

"All die Dinge, die einem sein anrüchig lebender Onkel über Bangkok erzählt hat, sind wahr. Die Prostitution, eigentlich illegal, blüht in dieser Stadt und das organisierte Verbrechen sowie solide Schmiergeldzahlungen werden dafür sorgen, dass die Gesetze noch eine ganze Weile mehr auf dem Papier als auf der Straße existieren." [...]

Auszug Lonely Planet, Ausgabe 2007


Nachdem über Nacht mein Wecker auf den Boden und die Batterie herausgefallen war, hätte ich um ein Haar meinen Flieger verpasst. Ich kann wirklich von Glück sprechen, dass ich noch rechtzeitig wach geworden bin.
Ungewaschen und ein bissl durch den Wind erreiche ich diese anrüchige und hoch kriminelle Stadt, die einem im Reiseführer nach allen Regeln der Kunst so richtig schmackhaft gemacht wird. Bangkok, das ist aber in der Tat eine Hausmarke. Hier gibt es wirklich nichts, was man nicht an irgendeinem Straßenstand oder in einer dunklen Seitenstraße kaufen kann. Alles nur eine Frage des Geldes, dann ist in Bangkok alles möglich. Von den dramatischen Überschwemmungen, wie einheitlich in den Nachrichten berichtet, ist auf den ersten Blick nicht viel zu sehen. Zwar sind einige Flüsse bis zur Uferkante gefüllt, der Stadtkern ist bis dato aber weitesgehend unversehrt geblieben. Das Schlimmste steht nach Aussage der Regierung allerdings auch noch bevor und so sieht man überall Menschen, die eifrig damit beschäftigt sind, ihr Hab und Gut gegen das ansteigende Wasser zu schützen.


Mit Sylvia streife ich durch die Straßen. Am Airport hat sie mich angesprochen, ob ich ihr beim Ausfüllen der Arrival-Card behilflich sein kann. Natürlich gern. Nachdem ich sie zunächst durch die Touristenabzocken hindurch bis zum Skytrain geführt habe, sind wir nun damit beschäftigt, einige der Empfehlungen, die ich von Erik in Kunming bekommen habe abzuklappern, um nach einer Bleibe für die nächsten Tage Ausschau zu halten. Wir finden ein Quartier in der Nähe der Koh San Road, eine der bekanntesten Straßen der Metropole. Gleich um die Ecke zu Party und Tumult und in perfekter Distanz zum Königspalast.



Mit Khadeejah sitze ich im Tuk Tuk, einem dieser dreirädrigen Dinger, halb Auto halb Motorrad, die hier überall herum fahren. Gut festhalten sollte man sich schon, wenn es mit irrwitzigem Tempo in die Kurven geht. Wir sind zum Abendessen mit einem Freund von ihr verabredet. An einer kleinen Garküche direkt neben, eigentlich müsste man sagen auf der Straße. Als wir ankommen ist er bereits da. Ein junger Polizist, der bis auf seine Uniform aber überhaupt nicht den Anschein eines Ordnungshüters erweckt. Stolz präentiert er mir seine 9mm und sein Kampfmesser. Anschließend versucht er mich immer wieder mit seinen Handschellen zu erschrecken, in dem er sie mir gegen den Rücken drückt, in dem Glauben es sei das Messer. Ein lustiger Kauz und erstaunlicherweise stört sich hier niemand an einem derart lässigen Polizisten.
Mehrere Tage verbringe ich nun schon mit Khadeejah. Entweder beim Gaggeln im Park (sie ist professionelle Thaiboxerin, glücklicherweise sieht man ihr das nicht an), beim Bummeln durch die Stadt oder wir sitzen am Chao Phraya, der mehr und mehr über die Ufer tritt. Zu jeder Gelegenheit probieren wir Gerichte der thailändischen und indischen Speisekarte. Sehr leckeres Essen in einer faszinierenden Geschmacksvielfalt kommt da auf den Tisch, manches allerdings so scharf, dass es mir den Schweiß auf meine knallrote Stirn treibt. Khadeejah lacht, ich finde das in diesem Moment überhaupt gar nicht witzig, denn von Genuss kann ich da nun wirklich nicht sprechen. Aber sehe ich Bangkok durch unsere zahlreichen Unternehmungen von einer ganz anderen Seite, die mir ohne sie vielleicht verborgen geblieben wäre.
Trotz der schönen Zeit die wir verbringen, wechsle ich schon bald die Location und treffe mich wie abgesprochen mit Ronny und Schmiddi in einem Hotel am anderen Ende der Stadt. Eine wirklich feine Bleibe. Fitnessstudio, Swimmingpool und an jeder Ecke Pinguine, die dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Nach der langen Reise tut es gut, sich einfach mal am Pool abzulegen und bemuddeln zu lassen. Als Michel ein paar Tage später dazu stößt ist das Jenenser Quartett auch endlich komplett.



Nach einem mehrtägigen Abstecher nach Pattaya, wo wir uns in die Clubs der großen Partymeile stürzen, dass aber mit all seinen Nutten und den abartigen Stränden nicht der Rede wert ist, nehmen wir erneut Bangkok als Ausgangspunkt für unsere Weiterreise in den Süden. Der Norden ist großenteils überschwemmt, die Transportverbindungen sind weitesgehend unterbrochen. Im Wasser tummeln sich Krokodile und giftige Schlangen. Auch Thailands Hauptstadt steht nun schon merklich unter Wasser und die Taxifahrer müssen zweimal überlegen, wie sie dich ans gewünschte Ziel bringen. Die Hochstraßen der Stadt sind rechts und links vollgeparkt mit Autos, die dort vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden. Es ist gar nicht so einfach, ein Busticket zu bekommen, da viele Leute die Flucht antreten. Michel wird nach einem letzten Ausflug auf Bangkoks größten Makt im Hotel bleiben. Die Reise durch Thailand werden wir also zu dritt in Angriff nehmen..



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