Freitag, 30. Dezember 2011

Singapore

Singapore hat einen der spektakulärsten Landeanflüge, die ich bisher gesehen habe. Über das Meer nimmt der Flieger Kurs auf die Landebahnen. Tief unten auf der Wasseroberfläche liegen Ozeanriesen, Tanker und Containerschiffe, die gleichmäßig verteilt auf die Einfahrerlaubnis zum Hafen warten. Bei Tag schon spektakulär, ist diese Ankunft bei Nacht noch eine Spur beeindruckender.


   

Bei einem Rundgang durch die Innenstadt fallen sofort die vielen Verbotsschilder auf. Singapore ist sehr strikt organisiert. Für alles gibt es eine Regel oder ein Gesetz, bei Nichtbeachtung drohen saftige Geldstrafen. Für Essen und Trinken in Bereichen der Metrostationen werden beispielsweise $500 fällig. Wegwerfen von Müll, Rauchen in den nicht dafür vorgesehenen Bereichen oder das Füttern wilder Tiere wird mit $1000 bestraft. Vergisst man die Toilettenspülung zu benutzen, ist man mit $150 vergleichweise günstig dabei. Auch gibt es in Singapore noch die Todesstrafe. Für den Besitz von Drogen oder Brandschatzen zum Beispiel. Produkt dieser abschreckenden Massnahmen und staatlicher Kontrolle ist eine sehr saubere und gepflegte Innenstadt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es in Singapore keine Kaugummis zu kaufen gibt, sogar die Einfuhr dieser klebrigen Dinger verboten ist. In der U-Bahn hab ich mich mit einem Einheimischen unterhalten. Er vergleichte den Stadtstaat mit einem großen Gefängnis. Er meinte, Freiheit würde es nur außerhalb der Grenzen geben. So richtig glauben schenken mag ich seinen Übertreibungen nicht, denn einen Ansatz in diesen Regelungen finde ich ganz interessant. Essen und Trinken ist in zahlreichen kantinenartigen Food-Courts sehr günstig. Jeder kann sich eine warme Mahlzeit leisten. Zigaretten und Alkohol ist dafür fast unerschwinglich teuer.


 
Dennoch kommt mir Singapore vor wie eine Stadt der absoluten Dekadenz. Pompöse Einkaufsstraßen gibt es, die bekannteste davon, die Orchard Road, die alles was ich bisher gesehen habe, in den Schatten stellt. Einkaufsautobahn müsste man zu dieser eigentlich sagen. Auf 20km Länge reihen sich riesige Malls aneinander, alle vollgepackt mit den großen Marken dieser Welt. Größer als New York, teurer als Hong Kong, vielseitiger als Mailand. Wenn man also mal seine Ruhe haben möchte, drückt man der Gutsten seine Kreditkarte in die Hand und schickt sie in die Orchard Road. Ins Paradies. Wenn man sie widersehen möchte allerdings nicht, ohne vorher ein Limit auf die Karte zu setzen, denn sie wird auf keinen Fall zu früh nach Hause kommen.
Alle Einkaufstempel sind unterirdisch miteinander vernetzt, über und unter der Erde ist also gleichermaßen Gewusel. Die exklusivsten Marken haben großflächige Geschäfte rund um die Metrostationen, aus denen man beim Hochfahren mit der Rolltreppe direkt in den größten Einkaufstempeln landet. An jeder Ecke glitzert und funkelt es, gigantische Weihnachtsbäume stehen in den Foyès. Aus den Lautsprechern hallt leise Musik, in der Luft liegen angenehme Düfte. Das erste Mal kommt auf meiner Reise ein bisschen Weihnachtsstimmung auf. An einem schillernden Baum bleibe ich stehen. Um ihn herum wackelt ein Santa Claus und verteilt Geschänke an die Kinder. In Mitten der Mengen stehend habe ich den Jenaer Weihnachtsmarkt vor Augen und frage mich, wie er wohl dieses Jahr ausschaut. Der Duft von Mandeln und Glühwein, dick eingepackt gesellig beisammen zu sein, all das fehlt mir schon ein wenig. Mindestens genauso wie der bereits vergangene Herbst, der in diesen Breitengraden hier eine Unbekannte darstellt.



Ein paar Tage verbringe ich noch mit Frauke und Marcus aus Jena, die zufällig in der Stadt sind, dann packe ich meine Sachen für die nächste große Etappe. Raus aus Asien und ab nach Neuseeland..


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen